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Vom Zeppelin-Luftschiff zum Automobil

  • Mit Pioniergeist und Beharrlichkeit zum Erfolg
  • Frühe Weichenstellung für ein breites ZF-Produktportfolio
  • Flexible Anpassung an ökonomische Rahmenbedingungen

Der Traum von grenzenloser Mobilität zu Wasser, zu Land und in der Luft prägte zu Beginn des 20. Jahrhunderts den technologischen Fortschritt. Neue Industriebranchen und Schlüsseltechnologien entstanden, angetrieben vom Pioniergeist und den Visionen technikbegeisterter Vordenker und versierter Tüftler. Unternehmerisches Geschick und die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, waren Basis für die Gründung der „Zahnradfabrik GmbH“ mit Sitz in Friedrichshafen im Sommer 1915. Gegenstand des Unternehmens, so hieß es in der Handelsregistereintragung, ist die Herstellung von Zahnrädern und Getrieben für Luftfahrzeuge, Motorwagen und Motorboote

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Vom Zeppelin-Luftschiff zum Automobil

Die ZF-Gründung ist eng mit der Pionierleistung von Ferdinand Graf von Zeppelin und somit mit der Ära der frühen Luftschifffahrt verbunden. Bereits in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts befasste sich der Graf mit der Konstruktion von lenkbaren, von Motoren angetriebenen Starrluftschiffen. Sie sollten zivile Flugreisen möglich machen, aber vor allen Dingen dem Militär als fliegende Wunderwaffen und Aufklärungsinstrumente dienen. Als das erste Luftschiff von Graf von Zeppelin, LZ 1, am 2. Juli 1900 in Manzell bei Friedrichshafen in die Luft stieg, verfolgten Tausende von Zuschauern am Ufer das eindrucksvolle Schauspiel.

Das Unglück von Echterdingen

Aller Euphorie über den gelungenen Start der Luftschifffahrt zum Trotz hatte Graf von Zeppelin mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen: Die ersten Prototypen zerbrachen in Böen, die Motoren erwiesen sich als unzuverlässig, die „fliegenden Zigarren“ als schwer steuerbar. Graf Zeppelin fehlte es an Kapital, und die Berliner Reichsregierung zeigte sich nur mäßig an der neuen Wunderwaffe interessiert. Am 4. August 1908 erhob sich der vierte Prototyp LZ4 zu einer 24-Stunden-Fahrt in die Lüfte, der endgültig die Eignung der Zeppeline für Militärzwecke beweisen sollte. Zunächst verlief die Fahrt reibungslos, der Zeppelin steuerte den Rhein entlang Richtung Mainz. Doch am zweiten Tag führten Motorprobleme zu einem verfrühten Ende der Reise: Ein Kurbelwellenlager war heiß gelaufen, LZ4 steuerte Richtung Echterdingen, wo man nahe der Daimler-Werke mit einer Motoren-Reparatur Abhilfe schaffen wollte. Ein herannahendes Gewitter riss das Luftschiff von seiner Vertäuung, so dass es gegen eine Baumgruppe prallte, Feuer fing und verbrannte. Niemand kam dabei ernsthaft zu Schaden, das Schiff jedoch war komplett zerstört.

Das Unglück löste eine Welle der Bestürzung aus, die in nationale Begeisterung für die starren Luftschiffe und für die Beharrlichkeit des Grafen Zeppelin umschlug. Eine unvergleichbare Spendenaktion quer durch die Bevölkerung begann, bei der mehr als sechs Millionen Reichsmark zusammenkamen – ein stolzes Startkapital für die Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen, die Graf Zeppelin am 8. September 1908 in Friedrichshafen gründete. Zur Verwaltung der gesammelten Gelder wurde zudem die Zeppelin-Stiftung ins Leben gerufen, deren ursprünglicher Zweck die Förderung der Luftschifffahrt war. Sollte dies eines Tages nicht mehr möglich sein, so verfügte Ferdinand Graf von Zeppelin in der Stiftungssatzung, sollten die Erträge des Stiftungsvermögens wohltätigen Zwecken zukommen.

Gründung der „Zahnradfabrik GmbH“

Im Sommer 1915 schien Graf Zeppelin sein Ziel erreicht zu haben. Das Militär setzte die Luftschiffe für Aufklärungsfahrten und Bombenabwürfe ein. Dennoch kämpften die Zeppeline mit technischen Problemen im Antriebsstrang. Starke Erschütterungen und ohrenbetäubender Lärm bei der Kraftübertragung verwiesen direkt auf die Ursache: die eingesetzten Kegelräder waren ihrer Aufgabe konstruktionsbedingt nicht gewachsen.

Abhilfe versprach sich Alfred Graf von Soden-Fraunhofen, Leiter der Versuchsabteilung der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, vom Schweizer Ingenieur Max Maag in Zürich, der ein Verfahren zur Herstellung mathematisch genauer, geschliffener Zahnräder entwickelt hatte. Was Maag wiederum fehlte, waren zahlungskräftige Vertragspartner. Graf Zeppelin nahm über Alfred Colsman, Direktor der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Verhandlungen mit Max Maag über den Ankauf von Zahnrad-Werkzeugmaschinen auf. Sein Ziel war, damit eine selbstständige Zahnradfabrik aufzubauen.

Am 20. August 1915 unterzeichneten Colsman und Maag nach mehrmonatigen Verhandlungen in den Büros der Luftschiffbau Zeppelin GmbH die notarielle Vereinbarung zur Gründung der „Zahnradfabrik, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ mit Sitz in Friedrichshafen; die Eintragung ins Handelsregister des Amtsgerichts Tettnang erfolgte am 9. September 1915. Alfred Graf von Soden-Fraunhofen und Theodor Winz wurden zu Geschäftsführern bestellt. Der Zweck des Unternehmens – wie der Gesellschaftsvertrag festhielt – beschränkte sich nicht nur auf den Luftschiffbau. Vielmehr umfasst das ZF-Portfolio von Anfang an die ganze Bandbreite der „Herstellung von Zahnrädern und Getrieben für Luftfahrzeuge, Motorwagen und Motorboote“. Im Frühjahr 1916 bezog das junge Unternehmen mit 62 Mitarbeitern ein Fabrikgebäude auf der Gemarkung Löwental in Friedrichshafen und meldete bereits zehn Patente an, darunter das bis zur Baureife entwickelte Soden-Getriebe.

Zwischen Krieg und Frieden

Bis zur Auslieferung der ersten serienreifen Zahnräder und Getriebe sollten jedoch noch zwei Jahre vergehen. Da ZF nicht als kriegswichtiger Betrieb anerkannt wurde, gestaltete es sich schwierig, Zuteilungen für dringend benötigtes Personal und Material zu erhalten. Vor der Wahl, den Betrieb einzustellen oder eine kriegsbedeutende Beschäftigung zu suchen, begann ZF mit der Entwicklung von Untersetzungsgetrieben für Flugzeugmotoren. Die Auftragslage entwickelte sich positiv, private Investoren sowie das Militär bestellten eifrig. Das Kriegsende 1918 brachte jedoch die Produktion schnell wieder zum Erliegen. Mit dem Abschluss des Versailler Vertrages wurde der deutschen Luftfahrt die Grundlage entzogen. Für die bis zur Fertigungsreife entwickelten Getriebe für Flugzeuge und Luftschiffe war kein Markt mehr vorhanden.

Umwandlung in eine AG

Mit dem Ende des Krieges befand sich ZF also in einem grundsätzlichen Dilemma: Zwar war die Ausstattung des Maschinenparks hochwertig, allerdings war die Produktion nach Ende des Kriegs nur zu zwanzig Prozent ausgelastet. Gleichzeitig litt das junge Unternehmen unter einer erdrückenden Schuldenlast, die potenzielle Investoren und Banken abschreckte. Die beiden Gesellschafter – die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die Maag Zahnräder- und Maschinen AG – waren nicht bereit, noch mehr Geld in den Geschäftsaufbau zu investieren. Deshalb schlug Alfred Colsman im März 1921 die Umwandlung der GmbH in eine Aktiengesellschaft vor, um die Beschaffung von Geldern auf dem Kapitalmarkt zu erleichtern.

Im Juni 1921 wurde die „Zahnradfabrik Friedrichshafen Aktiengesellschaft“ in das Handelsregister eingetragen. Das Gründungskapital der Gesellschaft betrug fünf Millionen Reichsmark, davon hielt vier Millionen Mark die Luftschiffbau Zeppelin GmbH, eine Million die Maag Zahnräder- und Maschinen AG. Zu den Vorständen wurden Gustav Habermaas und Alfred Graf von Soden-Fraunhofen berufen, der diesen Posten bis zu seinem Tod im Jahr 1944 innehatte.

Steigende Stückzahlen mit Fahrzeuggetrieben

Aufschwung – wenn auch zunächst schleppend – brachte in den 20er Jahren die aufstrebende Fahrzeugindustrie. Die Qualität der nach dem Maag-Verfahren hergestellten Zahnräder und der Getriebe für Automobile war zwar auf dem deutschen Markt einzigartig. Dennoch hatte ZF damals mit Absatzschwierigkeiten für Komplettgetriebe zu kämpfen, denn die Fahrzeughersteller hatten den Ehrgeiz, Getriebe selbst zu entwickeln und zu produzieren. Um als Zulieferer zu überleben, passte sich ZF den Wünschen der vielfältigen kleinen Automobilhersteller an, die oft den kompletten Nachbau ihrer Baumuster verlangten. Hohe Kundendienstleistung, erhebliche Anlaufkosten und kleine Serien waren die Folge.

Trotz der geringen Chance, eigene Getriebe zu verkaufen, brachte ZF 1919 unter dem Namen 8-PS-Autogetriebe ein einfaches Dreigang-Getriebe auf den Markt, das jedoch – trotz einiger Kleinkunden – nie Großserienstatus erreichte. Auch das Soden-Getriebe, das die Zahnradfabrik im Jahr 1921 auf der Automobilausstellung in Berlin vorstellte, kam nicht zu großen Stückzahlen. Insgesamt 75 Hersteller statteten zwar in den folgenden Jahren ihre Modelle mit dem Viergang-Vorwahlgetriebe aus, allerdings bauten sie jeweils nur wenige Fahrzeuge.

Die Lage besserte sich entscheidend, als ZF 1925 unter dem Motto „Einheit statt Vielfalt“ auf der Berliner Autoschau ein „Einheitsgetriebe“ für Pkw und Lkw vorstellte, das es ermöglichte, in Großserie zu produzieren. Rationelle Fertigung, niedriger Preis und einheitlicher Ersatzteiledienst waren überzeugende Argumente für die Hersteller und trugen zum Erfolg des Einheitsgetriebes bei: ZF fertigte insgesamt mehr als 300.000 Stück.

Schwerpunkt Automobil-Technik

Damit war auch eine unternehmerische Weichenstellung verbunden: ZF betrachtete sich nunmehr in erster Linie als Zuliefererunternehmen für die Automobilbranche, inklusive Nutzfahrzeugtechnik und Sonderanwendungen – die Anfänge in der Luftfahrt-Industrie verblassten. Zwar wurden die Getriebe für das Luftschiff Hindenburg und weitere zivil genutzte Zeppelin-Luftschiffe noch unter ZF-Ägide produziert, die Konstruktionshoheit lag jedoch bei der Luftschiffbau Zeppelin GmbH. ZF dagegen weitete sein Produktspektrum „auf der Erde“ aus: 1932 mit dem Einstieg ins Lenkungsgeschäft und 1937 mit der Herstellung von Getrieben für Ackerschlepper.

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